Kapitel 10: Die Arbeit – wie sag ich es meinem Chef?
In Österreich ist es üblich, dass Angestellte im Trauerfall Sonderurlaub beantragen können. Allerdings ist es so, dass der maximale Sonderurlaub im Normalfall zwei Tage beträgt. Die Wahrheit ist, diese zwei Tage reichen nicht einmal aus, um die Formalitäten rund um einen Trauerfall zu erledigen und schon gar nicht, um ein Begräbnis zu organisieren. Gerade Witwen und Witwer, deren Partner plötzlich verstorben sind, sind mit dieser kurzen Zeit völlig überfordert. Hier sind Angehörige und Freunde gefragt, um spontan zu helfen! Bitte nehmen Sie sich einen Urlaubstag Zeit, um dem Trauernden in dieser Akutsituation zu helfen!
Aber auch bei Hinterbliebenen von Partner, die schon lange krank waren und deren Ableben vorhersehbar war, ist der Todestag ein Schock. Viele mussten sich ja davor lange um den Partner kümmern, unzählige Formalitäten erledigen, vom Pflegegeldantrag bis hin zur Organisation von Pflegern für die Zeit, in der man zum Beispiel arbeiten musste. Am Tag des Todes ist die Energie einfach raus. Man hat weder die Kraft noch die innere Ruhe, sich um weitere Formalitäten zu kümmern. Pflegenden Angehörigen von Hospizpatienten kann ich nur wärmstens ans Herz legen, sich rechtzeitig um einen Sozialarbeiter zu kümmern, der einen in dem Fall und auch bei den Formalitäten, die davor nötig sind, hilft. In Wien stellt etwa das mobile Hospiz der Caritas gratis Sozialarbeiter zur Verfügung, die einem dabei helfen, den Formular-Wahnsinn, wie ich es immer bezeichnet habe, zu bewältigen. Ich muss auch dazu sagen, dass ich mich lange gewehrt habe, einen Sozialarbeiter in Anspruch zu nehmen. Sozialarbeiter waren in meinem Verständnis immer dafür da, Menschen am Rande der Gesellschaft zu helfen, aber doch nicht mir! Zum Glück habe ich meinen falschen Stolz ablegen können.
Wie der österreichische Gesetzgeber auf die zwei Tage Sonderurlaub kommt, ist mir noch immer ein Rätsel, aber es ist so und damit müssen wir Witwen und Witwer nun einmal leben.
Ich hatte in dem Fall besonderes Glück, da sich mein Liebster entschloss, am Beginn der Sommerferien zu gehen, was mir als ehemaliger Lehrerin sehr entgegen kam. Wenigstens darum musste ich mich nicht kümmern. Aber natürlich fing auch bei mir die Schule wieder an und die Wahrheit ist: ich war auch nach zwei Monaten ohne Arbeit ganz und gar nicht arbeitsfähig!