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Kapitel 16: Spirituelles – oder die Sache mit den Engeln

Es ist schon eine eigenartige Sache, die mir in den Stunden des Todes meines Mannes passiert ist. Was ich erleben durfte und was so Vielen vermutlich verborgen bleibt. Bereits einmal zuvor hatte ich Engel gesehen, als unser Kaninchen „Puppi“ starb. Weiß waren die drei Wesen gewesen und zimmerhoch. Sie kamen am Vorabend und warteten rund um das Kaninchengehege. Ich erinnere mich daran, dass ich sie im Geiste sehen konnte, auch, als ich schon im Bett lag. Ich wusste damals nichts davon, es irritierte mich aber interessanterweise auch nicht sonderlich, dass ich in meinem Geiste diese riesigen Gestalten rund um das Gehege sah.

Als ich am Vorabend im Hospiz plötzlich sehr viele Gestalten rund um das Bett von Niki stehen, oder vielmehr schweben sah, war ich kurz beunruhigt. Ich wusste plötzlich so klar und eindeutig, dass sie gekommen waren, um ihn auf seinem Weg in die Anderswelt zu begleiten, ihm zu helfen, den totkranken Körper zu verlassen. Es waren viele Engel, sicher etwa 15 und einer, ein schwarz-weißer Engel, war so etwas wie der „Anführer“. Die anderen Engel waren in Grau-, Beige- und Braunschattierungen gehalten und sehr auffällig war, neben der Tatsache, dass auch sie zimmerhoch waren und schwebten, dass sie weder Gesichter, noch Hände hatten. Dafür trugen sie so etwas wie Umhänge, die einen erahnen lassen können, warum Menschen früher Engel mit Flügeln dargestellt haben. Sie wachten jedenfalls ständig rund um sein Bett und warteten geduldig auf den Zeitpunkt, an dem mein Mann seinen Körper verlassen sollte.

Es war ein sehr besonderer Moment, als dieser Prozess begann. Die Engel versammelten sich rund um seinen Kopf und es schien, als würde grauer Rauch von seinem Kopf aufsteigen. Die Engel machten mit ihren handlosen Armen Bewegungen, als würden sie etwas aus seinem Kopf herausheben wollen. Immer wieder hoben sie gemeinsam etwas aus ihm heraus. Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass über seinem Körper etwas strahlend Weißes schwebte. So weiß und so leuchtend, wie die hellsten Wolken am Himmel nicht sein können. Noch immer war diese „Wolke“ durch diesen seltsamen grauen rauchartigen Schleier mit seinem Kopf verbunden. Plötzlich erkannte ich meinen Mann in dieser strahlend weißen Wolke ich erkannte seine Heiterkeit, seine Unbeschwertheit und es schien so, als wäre diese weiße Wolke die glücklichste Version seiner selbst.

Die Wolke wurde immer größer und energiegeladener. Sie war erfüllt mit Liebe und Schönheit und Stolz und Freude. Die Engel hoben und hoben und hoben und ich munterte meinen Mann – auf ihn selbst, also die Wolke blickend – auf, endlich loszulassen. Lass los! Lass los! Lass los! Ich war von Glück beseelt und fühlte eine Freude, die ich nur schwer beschreiben kann. Endlich ging es ihm wieder gut! Endlich war er am Ziel angekommen! Endlich war der Marathon beendet!

(Das Bild hier habe ich am Tag nach dem Tod meines Mannes gemalt, weil es einfach aus mir raus musste. Heute bin ich froh, es euch zeigen zu können. Leider bin ich kein Maler und so ist das Weiß der „Seele“ nicht ganz gelungen, aber ich denke ihr könnt sehen, was ich meine.)

Langsam wurde der graue Rauch von seinem Kopf weg weniger und lichter. Dann verschwand er in der Wolke und ich spürte, das muss es sein, was gläubige Menschen mit „Seele“ bezeichnen. Es war die Seele meines Mannes und sie war jetzt vollständig. Sein Körper atmete noch zwei Mal nach, nachdem die Seele ganz aus ihm gegangen war und blieb danach regungslos. Er war tot. Aber in Wahrheit war er jetzt endlich wieder ganz lebendig.

Ich konnte mit ihm reden, ich fragte ihn, was ich mit seiner Halskette tun soll, die er noch trug und die für die Einäscherung abgenommen werden musste. „Häng sie dir um!“, sagte seine Seele zu mir. Es war so eine heitere Stimmung und ich war so glücklich, dass er jetzt endlich angekommen war.

Ich öffnete danach alle Fenster, weil ich spürte, dass es Luft und Wind brauchte, um der Situation weiterzuhelfen. Ich machte also nicht nur die Fenster im Raum auf, sondern öffnete die Türe und danach alle Fenster im Gang. Alle. Es war so ein angenehmer Luftzug und mein Mann schwebte über mir und wir unterhielten uns. Etwa vier Tage blieb mein Mann in dieser Form bei mir, dann entfernte er sich auch räumlich immer weiter und war danach sehr schnell verschwunden. Er tauchte auch in meinen Träumen zweieinhalb Jahre nicht auf und auch dann nur einmal ganz kurz im Traum, um mir zu sagen, dass ich noch Kontakt zu ihm haben kann.

Die Engel hingegen blieben. Etwa zwei Wochen schwebten diese riesigen Gestalten hinter mir. Links hinter meiner Schulter war der schwarz-weiße. Rechts ein warm-brauner. Ich fühlte mich wie eingehüllt in diese Engelenergie und war beschützt.

Als ich später über diese Engel etwas wissen wollte, fragte ich verschiedene religiöse Menschen in meinem Umfeld, was sie darüber wüssten. Die Seelsorgerin, einen Pastor, meine Stiefmutter und auch andere weise Leute. In der Bibel wurde man offensichtlich nicht fündig, also suchte ich weiter und wurde schließlich im Koran (Sure 32:11) fündig.

In der islamischen Glaubenslehre wird der Engel des Todes mit dem Namen Azrael bezeichnet und man sagt, er würde die Seele des Menschen vom Körper trennen.

Egal, ob Sie spirituell sind oder nicht, religiös oder atheistisch – ich möchte mit Ihnen Teilen, was ich erlebt habe, denn ich denke, es könnte für manchen Leser hier von Bedeutung sein – vor allem in Zeiten, in denen man jegliche Zuversicht und jedes Urvertrauen verloren hat.